Die Stadt und Das Ich- Erster Teil

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Peter Paul Rubens
– Bacchus – (Gott des Weinens)
1638
Öl auf Leinwand

Das Ich trägt einen grünen Anorak von Ebay, neuwertig. Loch in der Jackentasche ist wohl Serie. Zumindest sieht mans nicht. Apfelgrüner Anorak. Nicht schön, aber billig. Geburten passieren jeden Tag, aber wer hat schon nen apfelgrünen Anorak?

Das Ich ist etwas besonderes. Die Schaffung des Ichs ist revolutionärer als die Erfindung der Rechenmaschine. Das Ich ist großartig. Hunde lecken dem Ich nicht einfach so bloß die Hand. Sie bedanken sich hinterher.

Das Ich ist ein ganz schön kluger Kopf. Nichts beneidenswertes. Kaum Vorstellbar mit wie vielen Gedanken das Ich zurechtkommen muss. Wissen verpflichtet. Denken.

Nicht das Ich hat ne Wahrnehmensstörung. Die Welt ist verklärt. Die Welt hat ne gewaltige Wahrnehmungsstörung. Ja, unterschätzt es nur, das Ich. Es wird sich bedanken hinterher.

Wenn das Ich ein Lied singt, singt es nicht falsch. Das Lied ist falsch.

Ins Schloss fallende Tür. Das Ich pflegt es die Türe so zu scheppern, dass bei jedem weiteren Mal ein Keramikostereichen mehr vom sorgsam befestigten Osterkränzchen der Nachbarin abschmettert. Und zerschmettert. Die Nachbarin ist verlässlich. Morgen früh wird das Eichen weggekehrt sein. Verlässlich.

Harmonie, sie liebt Harmonie. Das Ich kann alles zerstören, nur nicht diese scheiß Nachbarinnen- Harmonie!

Lang lebe der Besen der Nachbarin! Nichts hält sie sonst am Leben, als die Gewissheit alle Oberflächen sorgsam abgestaubt zu haben. Ihr Putzschrank, eine Weltausstellung.

Still. Sich aufstellende Haare. Windig. Kälte, gewaltig und schön. Qualen sind schön. Sie sind verlässlich.

Dunkel. Bewegungsmelder machen Halbhelle. Das Ich in endloser Nacht!  Das Ich, verirrt, verzweifelt…
Ach langweiliger Boden…

Ein Kronkorken, benutzt und weggeschmissen. Das Ich ist dunkel. Weggetreten.

Schlaf, Plattenbau. Schlaf bescheidenes Grau, unser Verderben.

Ein Hund. Gebell, wie erwartet, so wachsam.

Die Mülltonnen stinken. Tote Herzen stinken. Das Leben schreibt Tode. Genüsslich.

Der Wind trägt Papier, wie sinnlos! Ein Scheinwerfer blendet vorbei.

Das Ich ist einsam, ist frei. Freiheit ist brutal.

Plastiktüte. Ja, Bierflaschen kann man mitnehmen. Logik ist wesentlich. Schallend plingt die Alditüte.

Von den Straßen ist nichts zu erwarten. Regen kann man riechen. Der Weg ist ziellos und bröckelt dahin. Wohin? Wohin? Wohin?!

Das Leben ist so hässlich, und schreibt Tode. Da war mal ein Tod dem Leben nicht genug, und es schrieb die Angst darüber.

Das Ich träumt von der Schulzeit. Erinnert sich. Die Jugend, vorbei. Erinnerte Schulzeit,
fern. Traurig.

Die Dicke hatte keine Freunde, zu Recht! Sie war dumm. Süchtig nach jeder Folge 90210, alle geguckt, und Träume festgehalten auf BASF. Sie sammelte Stoffkätzchen, putzte und verrückte. Treue sammeln. Macht über Plüsch. Faszinierend. Die Dicke. Das Opfer!

Das Ich guckt GZSZ. Jede Folge.

Ängste sind bescheuert. Das Leben schreibt Ängste. Willkürlich.

Mal laut und hinter dir hörst du bedrohliche Schritte auf einer Blumenwiese.

So laut, und Du so fern.

Aber du Früchtchen! Dann stolzierst du durch versoffene Gassen, im Minirock. In versoffenen Gassen weiß keiner wie du heißt, und du nicht wie du genannt wirst. Die Welt kennt dich, so wie du nicht. Alle hier. Flucht!

Das Ich bespuckt Ausländer. Ja, Deine Gedanken sind Mörder,

– warten bis es dunkel ist.

Die Frau mit dem Kopftuch. Ja, Das Ausländerhaus wird jeden Tag geputzt. Freundlich grüßend.

Ruhen ist böse.

Tagsüber gehst du vorbei und senkst den Kopf.

Leben. Warum eigentlich? Das Ich muss leben, muss lernen, muss denken, warum? Das Immer. Altpapiercontainer. Altpapier wird recycelt. Immer neu. Aus Makulatur machen wir Zukünfte. Auf Scheidungsdokumenten schreiben wir Ehen, im Namen des Volkes.

Wo Leben ist sind Mülltonnen. Man kann sie bunt anmalen. Das ist Sachbeschädigung.

Die Straßenkreuzung: Drei Wege. Eine Entscheidung. Straßen sind alle gleich und haben einen Namen. Das Wir ist alle gleich, und alle gleich hässlich. Die Scheinwerfer blenden gleichgültig an uns vorbei. Das Ich fühlt sich an wie ein ausgesaugter Egel. Stumm ist der Schrei der Einzelnen, Das Ich verachtet die Welt.

Mütter machen Leben, sie saufen sich weg, in Kneipen, saufen sie den Tod herbei. Gras stinkt und duftet. Das Mädchen lutscht verliebt am Gras. Er rupft es um es zu rauchen, und beißt ins Gras.

Ein Einkaufszentrum war mal eine Fabrik und ist jetzt.

Die Jugend trank Billigbier unter Brücken die verbinden. Rauchen und Aldi- Nudelsuppe machen schlank und Schmerz. Heilend. Nur das Gesetz, wenn es mit den Großdealern fertig ist, passt auf dich auf. Unbetroffen. So weise, unnütz. Nur Formulare fragen nach dir. Freiheit! Mit Rückumschlag, frei.

Da wo Menschen sich gegenseitig Kinderwagen getragen haben ist jetzt ein Fahrstuhl. Elegantes Glas. Durch die Nacht flimmert Kunst. Blaue Lichtspiele vom Designer. Für Lottoscheine pünktlich abgebende Menschen, Bürger stehn in zwei Stunden auf.

Ärzte bauen Plastiktitten. Wasser erhält Leben und tötet Fische. Einfach so! Plastiktitten.  Künstlich benagelte Dinger verkaufen Kaffee an müde Handwerker. Ohne Schulabschluss denken und greifen, ein Lächeln in dreckige Hosen zaubernd. Das Wir hat eine Berufung, unsere Aufgabe: Wollen. Das Wir ist behindert unsere Aufgabe: Denken. Das Ich hat seinen eigenen Taktstock, liebe Welt. Aber nur ein dusseliges Instrument. Das Ich ist verstimmt. Verstimmt und einzigartig.

Der Busfahrer, müde, ist wachsam. Welch fröhlicher Tag! Menschen mit Butterdosen in Leinenbeuteln! Unterdrückte Freiheit, im Minutentakt, kennt die Bild von heute, Emotionen im Vierfarbdruck, Wissen macht Macht. Und unbelehrbar. Lass dich rupfen, Busfahrer, in England bist du geschätzt. Verdienst doppelt soviel und ein Guten Morgen.

Füße in Bussen stinken von gestern. Und es kleben auf den Jacken Schuppen von Bürgern. Das Wir ist alle gleich. Alle in einem Bus, alle woanders hin. H&M fährt Neuwagen, Prada fährt halt Bus. So ist das Verhältnis. Verhältnisse enden, wenn Die Ers  zur Arbeit müssen. Im Bus mit dem Make Up von gestern. Gammeligiger Mundgeruch. Das Ich aber ist frisch geschminkt, eine brutale Maske „Er wird sich nie wieder melden, Schätzchen“. Da war mal ein Er. HAHA! Versinke im ewigen Leid. Schlampe! Frauen weinen, wissen und werden trotzdem zerquetscht wie Zwetschgen. Wenn Wasser rauscht muss man pinkeln. Und weinen. Wenn man pinkeln muss gibt’s kein Klo. Und wenn man weint hört es niemand rauschen. Es war einmal ein Er, der hatte eine Sie. Es bedeutete ihm viel, der einfältige Zustand, langweilte ihn. Es war einmal ein Er, gieriger Baggerer. Er hatte viele, er hasste alle, halt so genügend. Er – so tot. Es waren so viele. Alle- so tot.

Umsteigen. Immer wieder neues einschlagen. Zerschlagen.

Negerin. Einschüchtbares Wesen. Sie fragt nach dem richtigen Bus, Das Ich. Tja. Das Ich spricht schnell und undeutlich. Es beherrscht die Muttersprache bewundernswert  perfekt! Negerin, staune! Negerin, jammere! Negerin, sei verdammt noch mal dankbar! Der richtige Bus: 301. Angreifen ist leichter als Verteidigen. Du kannst Dir die Gegner aussuchen.

2020

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Jan Vermeer van Delft
Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge
~1665
Öl auf Leinwand

Diese Termine sollten Sie im Interesse Ihres Kindes bitte genau einhalten:

U2 3.-10. Lebenstag

U3 4.-6. Lebenswoche

U4, Diphtherie- Pertussis- Tetanus, 3.- 4 Lebensmonat

U5, 6.- 7. Lebensmonat

U6, Masern- Mums- Röteln, 10.- 12. Lebensmonat

U7, 21.- 24. Lebensmonat

U8, 43.- 48. Lebensmonat

U9, Diphterie- Tetanus- Auffrischung, 60.- 64. Lebensmonat

Silikonimplantate1, Polio- Auffrischung, 88. – 112. Lebensmonat